So gelingt der Einstieg ins Green Business

Nah dran sein an der Geschäftsleitung, Steuerungsthemen bearbeiten und die (grüne) Ausrichtung des Unternehmens mitgestalten: Wer diese Aufgaben reizvoll findet, wird im Nachhaltigkeitsmanagement ein abwechslungsreiches Betätigungsfeld entdecken – auch als Quereinsteiger oder Quereinsteigerin.
Nachhaltigkeitsmanager, CSR-Beauftragte, Chief-Sustainability-Officer (CSO) – klingende Jobtitel gibt es reichlich für Fachleute, die die Nachhaltigkeitsaktivitäten eines Unternehmens organisieren, koordinieren und steuern. Die Nachfrage nach den klugen grünen Köpfen in den Unternehmen ist hoch. Denn auch wenn es so scheint, als ob von gesetzgeberischer Seite derzeit eine Rolle rückwärts in Sachen unternehmerische Nachhaltigkeit gemacht wird – unter anderem mit dem sogenannten Omnibus-Paket, mit dem die EU entscheidende Nachhaltigkeitsregulierungen des Green Deals verändern will –, klar ist: Nachhaltigkeit in der Wirtschaft ist ein Thema, das bleiben wird, unabhängig von den rechtlichen Vorgaben. Denn bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ist die Sensibilität gestiegen, sie fordern Transparenz.
Infolgedessen erwarten auch die Unternehmen von ihren Zulieferbetrieben immer detailliertere Auskunft zu den ökologischen und sozialen Bedingungen, unter denen Produkte und Dienstleistungen entstehen. Und auch andere Stakeholder wie Banken oder Investoren werten die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens zunehmend als Indikator für Zukunftsfähigkeit. Der Grund: Ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement ist gleichbedeutend mit einem ganzheitlichen Risikomanagement. Nachhaltige Strategien versetzen Unternehmen in die Lage, sich frühzeitig an Marktveränderungen anzupassen und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Herausforderungen zu stärken. Ein Beispiel ist der vorausschauende Umgang mit Klimarisiken, etwa die Absicherung der Lieferkette gegenüber Extremwetterereignissen.
Gute Chancen beim Quereinstieg
Um hier belastbare Aussagen machen zu können, bedarf es versierter Expertinnen und Experten in den Betrieben. Das Vorurteil, dass sich Nachhaltigkeitsbeauftragte in erster Linie um Recycling-Toilettenpapier, Fair-Trade-Kaffee und den Veggie-Day in der Kantine kümmern, hat noch nie gestimmt und sollte schleunigst ganz tief in der Mottenkiste verschwinden. Denn das Berufsprofil ist ein anderes: Es ist das der selbstbewussten Allrounder, die für die grüne Transformation brennen und sie mithilfe von Zahlen, Daten und Fakten, mit klugen betriebswirtschaftlichen Argumenten ebenso wie mit Beharrlichkeit vorantreiben.
Aufgabe der CSR-Profis ist es nicht nur, dafür zu sorgen, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden. Sie tragen in ihrer Rolle vielmehr auch dazu bei, dass Reputationsrisiken minimiert und durch den effizienten Einsatz von Ressourcen Kosten gesenkt werden können. Von dieser Sorte Menschen gibt es – noch – nicht allzu viele, was damit zu tun hat, dass es sich beim Nachhaltigkeitsmanagement um ein vergleichsweise junges Berufsfeld handelt. Die Unternehmen bekommen diesen Mangel derzeit schmerzlich zu spüren. Daraus erwächst gleichzeitig eine große Chance für Quereinsteigende, die in einem Job mit Sinn neu durchstarten wollen.
Großer Vorteil eines Quereinstiegs ist die bereits vorhandene Berufserfahrung. Wer schon ein paar Jahre im Job hinter sich hat, idealerweise in einem ähnlichen Tätigkeitsfeld wie dem Nachhaltigkeitsmanagement, und grundlegendes Prozesswissen mitbringt, kann bestimmte Situationen besser einschätzen und entsprechend souverän reagieren. Fachkompetenz ist natürlich ebenso unabdingbar wie diverse Soft Skills, ohne die eine so herausfordernde Querschnittsaufgabe wie das Nachhaltigkeitsmanagement kaum zu bewältigen ist.
Gesucht: Detailwissen und der Blick fürs große Ganze
Wer sich eine entsprechende Karriere vorstellen kann, sollte über Detailwissen zu Themen wie Regulatorik, Compliance und Haftung verfügen und keine Scheu haben, sich mit den komplizierten Regelwerken auseinanderzusetzen, die sich ständig verändern können – siehe Green Deal. Unerlässlich ist ein Auge für Details – so lässt sich beispielsweise nur auf der Basis von validen Daten ein Reporting entwickeln, das Hand und Fuß hat. Ebenso wichtig: der Blick aufs große Ganze. Denn wer ein nachhaltiges Mindset im ganzen Unternehmen verankern will, muss strategisch denken und die Funktionsweise der einzelnen Bereiche verstehen. Nicht zuletzt sind Überzeugungskraft, Durchsetzungsvermögen und diplomatisches Geschick gefragt: Ein Meeting mit den Nachhaltigkeitsverantwortlichen gehört nicht zwingend zu den Lieblingsterminen von Kollegen, Kolleginnen und Vorgesetzten. Umso wichtiger ist es, sie mit guten Argumenten von der grünen Transformation zu überzeugen, besser noch: sie dafür zu begeistern. Hier gilt es auch, die Interessenslogik im Blick zu haben und mit dem Verweis auf Einsparmöglichkeiten oder Wachstumspotenziale durch nachhaltiges Handeln Fans zu gewinnen.
Kurz gesagt: Ein grünes Gewissen und der Wunsch nach mehr sozialer Gerechtigkeit stehen Nachhaltigkeitsverantwortlichen gut zu Gesicht. Unabdingbar ist jedoch gleichzeitig ein ausgeprägtes Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Fragen der Unternehmensführung.
© Shutterstock (Owlie Productions)
Gezielt Nachhaltigkeitswissen aufbauen
Das Angebot an entsprechenden Weiterbildungen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Möglichkeiten reichen von Einführungskursen zu grundlegenden Themen wie Klimawandel oder Corporate Social Responsibility bis hin zu themenspezifischen Seminaren, etwa dazu, wie man eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und in bestehende Unternehmensstrukturen implementiert. Geschult wird auch zu regulatorischen Themen wie CSRD oder EU-Taxonomie, ebenso gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten zu praktischen Anwendungen wie zum Beispiel der Berechnung des CO2-Fußabdrucks.
Verschiedene Institutionen wie die IHK, der TÜV, die Haufe Akademie und einige Universitäten wie die Universität Hamburg, die Leuphana Universität und die Alanus Hochschule bieten auch berufsbegleitende Zertifikatsprogramme an, die zum Abschluss als „Nachhaltigkeitsmanager:in“ oder „Change Manager:in Nachhaltigkeits-Transformation“ führen.
Gute Weiterbildungsangebote erkennen
Da die Weiterbildungsoptionen mittlerweile so vielfältig sind, ist es wichtig, genau hinzuschauen. Kriterien für die Auswahl der passenden Weiterbildung können sein:
- Abschluss: Gibt es einen anerkannten Abschluss (z.B. IHK-, TÜV- oder Hochschulzertifikat)?
- Praxisbezug: Sind praxisnahe Fallstudien oder Projektarbeiten Teil der Weiterbildung?
- Dozentenkompetenz: Sind die Lehrenden erfahrene Fachleute aus Wissenschaft und (Unternehmens-)Praxis?
- Flexibilität: Passt das angebotene Format zur persönlichen Lebens- bzw. Berufssituation (z.B. E-Learning, Wochenendtermine)
- Inhaltliche Tiefe: Werden alle relevanten Themen in angemessenem Umfang berücksichtigt? Als Faustregel kann gelten, dass eine fundierte Weiterbildung im Nachhaltigkeitsmanagement mindestens 300 Stunden (entsprechend 10-12 ECTS Punkten) umfassen sollte, um eine gründliche Befähigung entsprechend einer beruflichen Qualifikation zu gewährleisten. Kürzere Kurse decken meist nur spezifische Themen ab.
Den Einstieg finden
Die Crux für viele, die in einem neuen Tätigkeitsbereich Fuß fassen wollen, ist die „einschlägige Berufserfahrung“, die gern bereits in der Stellenanzeige gefordert wird. Doch eine jahrelange Tätigkeit als Nachhaltigkeitsmanager oder -managerin ist damit nicht zwingend gemeint. Ebenso willkommen ist oft auch Berufserfahrung in einem benachbarten Berufsfeld. Je nach Jobzuschnitt können das Kenntnisse in Projekt- oder Risikomanagement sein, gefragte inhaltliche Expertise bringen häufig Kandidatinnen und Kandidaten mit, die einen naturwissenschaftlichen Hintergrund haben, zum Beispiel in Umwelt- oder Klimawissenschaften. Wer in Bereichen wie Corporate Strategy oder auch im Controlling erfahren ist, hat häufig ein gutes Verständnis für Prozesse – ebenfalls eine wichtige Kompetenz im Nachhaltigkeitsmanagement. Auch Praktika, spezifische Weiterbildungen, Projektmitarbeit oder ehrenamtliches Engagement in nachhaltigen Initiativen beweisen Interesse am Berufsfeld in spe. Grüne Messen und Konferenzen wie der Sustainability Summit oder das Green Tech Festival und ebenso Netzwerkplattformen wie Susty People bieten eine hervorragende Möglichkeit, in die Szene hineinzuschnuppern, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Last but not least muss es ja nicht gleich der Chefposten sein. Wer zunächst in einem größeren Nachhaltigkeitsteam mitarbeitet, hat Gelegenheit, ins Thema hineinzukommen und die eigenen thematischen Stärken und Vorlieben zu eruieren, um sich dann gezielt weiterzuentwickeln.
Den Quereinstieg in grüne Berufe zu erleichtern, ist auch erklärtes Ziel unseres Geschäftsbereichs Green Business: Neben der Vermittlung in eine Festanstellung oder eine freiberufliche Beratung rekrutieren wir auch für Einstiegs- oder Interimspositionen. Oft geht es gerade bei diesen Stellen weniger um jahrelange Vorerfahrung. Wichtiger ist meistens, sich schnell in neue Arbeitsabläufe einzuarbeiten und in einem spezifischen Teilbereich zu unterstützen. Eine gute Gelegenheit, Erfahrung zu sammeln und dabei mit Nachhaltigkeitsprofis im Team zu arbeiten.
Weiterführende Links:
Nachhaltigkeit Jobs und Projekte | Hays
https://www.hays.de/personalvermittlung/ueber-hays/verantwortung
https://www.ihk-die-weiterbildung.de/seminare-zertifikatslehrgaenge/nachhaltigkeit/
https://www.haufe-akademie.de/hierarchy/nachhaltigkeitsmanagement
Newsletter
Neue Perspektive gesucht?
Personelle Unterstützung gesucht?
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren
Please enable functional cookies and reload the page to view the content.